Der ultimative Guide zu Farben in der Kunst
Bereits seit der Antike haben Künstler und Kunsttheoretiker versucht Farbtheorien und Farbenlehren zu entwickeln, um so ein Farbsystem mit Regeln für die Anwendung von Farben zu schaffen. Die Meinungen spalten sich jedoch bei dem Thema, wie wichtig das Einhalten dieser Regeln beim künstlerischen Schaffen wirklich ist. Auch ohne den Farbkreis können wir tolle Bilder anfertigen, er kann aber dennoch ein sehr hilfreiches Werkzeug sein, wenn wir es möchten.
Den einen Farbkreis gibt es nicht, denn in der Geschichte haben sich verschiedene Farbkreise mit unterschiedlichen Schwerpunkten entwickelt. Bevor wir einen Blick auf die Farbkreise werfen, sollten wir mit den drei Farbgruppen vertraut sein:
Das Farbrad ist kein zwingend notwendiges Werkzeug für kreatives Arbeiten, es kann aber helfen sich interessante Farbpaletten auszudenken, die sowohl harmonisch als auch auffallend sind.
Das Farbrad von Moses Harris wurde 1766 konzipiert und betont die Funktion der Primärfarben, aus denen Mischfarben entstehen.
In der Mitte des Rads dokumentierte Harris seine Beobachtung, dass beim Mischen der drei Primärfarben Schwarz entsteht. Heutzutage ist dies unter der subtraktiven Mischung bekannt.
Das Farbrad von Johann Wolfgang Goethe, eine Visualisierung aus seinem theoretischen Werk Zur Farbenlehre, zeigt sowohl die Primärfarben als auch die Sekundärfarben. Hierbei liegen sich jeweils die Komplementärfarben gegenüber.
Goethe teilte sein Farbrad in zwei Ringe auf: Der Innenring beschreibt menschliche Eigenschaften, der Außenring das menschliche Geistes- und Seelenleben.
Im Außenring: Vernunft (Rot, Orange), Verstand (Gelb, Grün), Sinnlichkeit (Grün, Blau), Fantasie (Violett, Rot).
Im Innenring: schön (Rot), edel (Orange), gut (Gelb), nützlich (Grün), gemein (Blau), unnötig (Violett).
Philipp Otto Runge, einer der bedeutendsten deutschen Maler der Frühromantik, entwickelte 1810 eine Farbenkugel. Auf der Kugel befinden sich entlang der Längengrade die drei Primärfarben Rot, Gelb und Blau in gleichen Abständen zueinander. Zwischen je zwei Primärfarben befinden sich, ebenfalls auf den Längengraden, drei ihrer Mischfarben. Die beiden Pole der Farbenkugel sind Weiß und Schwarz.
So konnte Runge nicht nur das Mischverhältnis der Farben untereinander visualisieren, sondern auch Harmonien im Hinblick auf Helligkeit und Dunkelheit visualisieren.
Der Farbkreis nach Johannes Itten ist der wohl bekannteste unter den Farbkreisen. Er besteht aus nur 12 Farben, drei Primärfarben, drei Sekundärfarben und sechs Tertiärfarben. Die Tertiärfarben liegen zwischen einer Primär- und einer Sekundärfarbe. In der Mitte des Kreises befindet sich eine Darstellung, die die Beziehung von den Primärfarben und Sekundärfarben verdeutlicht.
Der Farbkreis nach Itten beinhaltet ausschließlich reinbunte Farben und wird kritisiert, da er zu stark vereinfacht ist. Diese Eigenschaft macht ihn aber gerade für Anfänger oder simple Projekte zu einem besonders guten Werkzeug.
Farbkontraste bilden die Grundlage für unsere Wahrnehmung von Farbe und können von den Farbmengen, den Farbtönen, der Farbintensität, den Farbbeziehungen untereinander und dem Farbauftrag ausgehen. Itten unterschied zwischen folgenden Farbkontrasten:
Erfahrene Künstler arbeiten stets mit einem oder mehr Kontrasten, aber auch Hobbykünstler verwenden sie eventuell unbewusst bereits in einigen Werken. Der bewusste Einsatz der verschiedenen Kontraste kann uns helfen, die Stimmungen unserer Bilder besser zu treffen.
Farben können in vier unterschiedlichen Funktionen unterschieden werden:
Ein Künstler kann bereits nach der Skizze eine Entscheidung über das Farbkonzept getroffen haben und dementsprechend eine Farbpalette zusammenstellen. Es wird zwischen drei Farbkonzepten unterschieden:
Unsere Wahrnehmung und die Wirkung von Farbe auf uns wird beeinflusst durch das Zusammenspiel von Farbe und Licht direkt im Bild. Je nach Beleuchtung verändern Gegenstände, Personen, Objekte und Landschaften ihre Farben.
Der Künstler trifft die Entscheidung über den Standort der Lichtquelle und kann hierbei zwischen natürlichem Licht (Sonne oder Mond) und künstlichem Licht (Lampe, Kerze, Feuer etc.) wählen. Die Lichtquelle kann sowohl innerhalb des Bildes bzw. des Bildraumes sein oder außerhalb.
Das Zusammenspiel von Licht und Schatten kann interessante Hell-Dunkel-Beziehungen aufbauen. Der Künstler kann beleuchtete Bereiche im Bild in den Vordergrund unserer Wahrnehmung treten und gleichermaßen andere Bereiche in der Dunkelheit verschwinden lassen.
Heutzutage gibt es unzählige Varianten des Farbkreises. Einige betonen die psychologische Wirkung von Farben, während andere sich auf die praktischen Anwendungen für Künstler und Designer konzentrieren.
Das Wichtigste ist, dass ein Farbkreis ein Hilfsmittel ist, für dessen Verwendung es keine festen Regeln gibt. Letztendlich liegt es an Dir, mit den Farben zu experimentieren und herauszufinden, was für Dein Kunstwerk am besten funktioniert.
Wenn Du nach einer hilfreichen Online-Ressource für harmonierende Farben suchst, empfehle ich Dir das Farbkreis Tool von Adobe. Mit diesem Tool kannst Du Farben eingeben und es zeigt Dir eine Reihe harmonierender Farbkombinationen an, die Du in Deinem Kunstwerk verwenden kannst.