Grundformen zeichnen

Grundformen gehören nicht unbedingt zu den spannendsten Motiven, aber sie zu beherrschen ist äußerst hilfreich, wenn wir unsere Zeichenfähigkeiten verbessern möchten. In diesem Artikel habe ich einige Übungen zum Zeichnen von Grundformen für Dich vorbereitet sowie Beispiele herausgesucht, bei denen Grundformen ein unverzichtbares Element in dem jeweiligen Bild darstellen.

Warum sind Grundformen beim Zeichnen wichtig?

Selbst Kleinkinder können bereits mit wenigen Kreisen, Drei- und Rechtecken typische Zeichnungen einer Familie mit Haus zeichnen. Und auch wir können uns die Grundformen zunutze machen und beispielsweise beim Skizzieren komplexe Motive zunächst in vereinfachter Form mit Grundformen festhalten.

Hierzu können wir Grundformen wie Bausteine unserer Zeichnung nutzen. Möchten wir beispielsweise einen Kopf von der Seite zeichnen, so können wir die einzelnen Bereiche zuerst in Grundformen und Linien unterteilen. Allgemein ist es beim Zeichnen so viel einfacher, ein tieferes Verständnis für Proportionen und Komposition zu entwickeln.

Einfache Übungen: Zeichnen von Grundformen

Bei diesen einfachen Übungen steht nicht zwingend das Ergebnis im Vordergrund. Viel wichtiger ist es, dass wir uns mit dem Prozess von der Grundform zur fertigen Zeichnung beschäftigen und uns darüber Gedanken machen, aus welchen Grundformen wir welche Motive zeichnen können.

Oval

Ein Oval bietet eine gute Basis für eine Tulpe. Hierbei muss das Oval auch nicht perfekt sein, denn wie so oft in der Natur sind die wenigsten organischen Motive exakt symmetrisch.

Glaube mir, eine Tulpe sieht schwieriger zu zeichnen aus als sie eigentlich ist. Der Teufel liegt hier in den Schatten und den Details, aber als Anfänger kannst Du Dich zunächst auf die richtige Erfassung der Form konzentrieren. Alles Weitere kommt mit der Übung!

Kreis

Während wir beim Oval ein wenig in Sachen Symmetrie schummeln konnten, so sollten wir bei dieser Übung den Kreis so perfekt wie möglich zeichnen. Aus einem einfachen Kreis können wir nämlich eine beeindruckende Iris zeichnen!

Und damit wir den Kreis oft genug üben, besteht die erste Aufgabe darin, einen zweiten, viel kleineren Kreis genau in die Mitte des ersten Kreises zu setzen. Dieser kleine Kreis bildet die Pupille.

Die Iris bzw. Augen allgemein sind ein besonders beliebtes Motiv sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Künstler, da hier sehr viel Spielraum für die eigene Kreativität geboten wird. Egal ob Du sie mit Buntstiften, Bleistiften oder anderem Material zeichnest, Hauptsache, Du nimmst Dir genug Zeit für die perfekten Kreise.

Du kannst der Iris übrigens ganz einfach Glanz verleihen, in dem Du sie um weitere Kreise (oder andere Grundformen) ergänzt, die Du beim Zeichnen jedoch freilässt. Hier sind Deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Eine weitere Idee, um Kreise zeichnen zu üben, sind Seifenblasen. Um diese realistisch und überzeugend zu zeichnen, musst Du jedoch zusätzlich auf eine perfekte Spiegelung auf der Oberfläche der Seifenblase achten.

Rechteck

Beim Üben von Rechtecken bietet, es sind an anorganische Motive zu zeichnen wie beispielsweise ein Fenster, eine Tür oder ähnliches. In meiner Beispielzeichnung kann man einen Balkon eines Hauses in Hanoi erkennen, das aus zwei großen Rechtecken und einigen weiteren Grundformen besteht.

Dreieck

In diesem Beispiel erkennt man ziemlich genau, dass wir uns sehr weit von der strengen Grundform des Dreiecks entfernt haben. Dennoch können wir ganz genau das Dreieck in der Beispielzeichnung erkennen: die Sanddüne im Vordergrund.

Wie Du siehst, ist es manchmal wichtig, die Grundform so präzise wie möglich in Deiner Zeichnung einzubauen, während andere Male es vollkommen genügt, die Grundform nicht allzu streng und perfekt zu zeichnen.

Grundformen: Beispiele berühmter Gemälde

Wenn wir genaue hinschauen, finden wir Grundformen überall in Kunstwerken – sogar in denen der alten Meister.

Oval: “Erschaffung Adams” von Michelangelo Buonarroti

Im Gemälde spielt das Oval eine entscheidende Rolle, wobei es sich hierbei nicht um ein eindeutig und klar zu erkennendes Oval handelt. Die meisten Betrachter sind sogar eher an die Form eines Gehirns erinnert, als an ein Oval zu denken.

Nichtsdestotrotz wird die Grundform in diesem Gemälde eingesetzt, um eine visuelle Einheit von Gott und den ihn umgebenden Himmelswesen zu bilden. Diese Einheit steht im Kontrast zu Adam, der alleine auf der Erde verweilt.

Michelangelo (1475–1564), circa 1511, Public domain, via Wikimedia Commons