Zeichnung einer Szene in einer Großstadt
In diesem Tutorial zeige ich Dir, wie Du ganz einfach eine Stadt zeichnen kannst. Die Betonung liegt auf einfach, denn ich bin selbst nicht sonderlich gut darin Gebäude zu zeichnen. Daher garantiere ich Dir, wenn ich das kann, dann kannst Du das auch!
Es ist für beinahe jedes Kunstwerk wichtig, eine Skizze zu zeichnen. Das gilt auch für die Stadt. Nutze für Deine Skizze eine oder mehrere Vorlagen der Stadt, die Du zeichnen möchtest. Dies können Fotos sein oder aber Du bist vielleicht sogar direkt vor Ort und findest einen gemütlichen Platz zum Zeichnen mit guter Aussicht.
Ich habe große Schwierigkeiten anorganische Strukturen mit geraden Linien zu zeichnen, daher nutze ich ein Lineal und Geodreieck für meine Skizze. Falls Du ähnliche Probleme hast, nutze ebenfalls Hilfswerkzeug.
Lass Dir besonders viel Zeit bei der Skizze und stelle sicher, dass die Gebäude alle korrekt ausgerichtet sind.
Bei den Gebäuden im Vordergrund solltest Du außerdem auch verschiedene Details wie Fenster und Türen in der Skizze zeichnen. Für die Gebäude im Hintergrund jedoch reicht es aus nur die Umrisse zu zeichnen, da diese im Dunst verblassen werden.
In meinem Bild zeichne ich meine Heimatstadt Berlin mit der Oberbaumbrücke im Vordergrund und dem Fernsehturm im Hintergrund. Zudem darf natürlich die gute alte BVG nicht fehlen, also zeichne ich eine U-Bahn auf der Oberbaumbrücke ein.
Ist die Skizze fertig, dann kannst Du mit dem Zeichnen der Stadt beginnen. Ich habe mich für Bleistifte und einen gelben Buntstift entschieden, mit dem ich den Zug der BVG hervorheben möchte. Du kannst aber auch gerne das Bild mit anderen Materialien umsetzen, wie Buntstiften oder Aquarellfarben.
Um uns das Leben leichter zu machen, können wir unsere Skizze in drei Ebenen mit drei verschieden leichten Graustufen (oder Farbstufen) einteilen: Hintergrund, Mittelgrund und Vordergrund.
Am besten arbeiten wir uns von hell nach dunkel voran, also beginnen wir mit dem Hintergrund.
Im Hintergrund befindet sich in meinem Bild der Fernsehturm und ein paar weitere Gebäude. Diese zeichne ich mit demselben Bleistift, mit dem ich auch die Skizze gezeichnet habe: einem Bleistift Härte F.
Auch wenn die Details der Gebäude im Hintergrund nicht gut zu erkennen sind, so kann man sie stellenweise dennoch andeuten, damit sie nicht zu zweidimensional wirken. Die Kugel meines Fernsehturms beispielsweise hat eine leichte Schattierung erhalten und bei einigen Gebäuden habe ich Segmente angedeutet, mit ein wenig dunkleren Strichen.
Auf dem blanken Papier sieht diese Ebene bereits dunkel aus, aber wenn die dunkleren Ebenen im Mittel- und Vordergrund hinzukommen, wird sie schnell wieder hell erscheinen.
Für den Mittelgrund arbeite ich mit zwei Bleistiften: dem F und einem HB. Für diese Ebene empfiehlt es sich bei zwei bis drei Gebäuden Details wie Fenster oder Dächer etwas genauer zu zeichnen und diese bei den anderen Gebäuden nur anzudeuten. So schaffst Du dennoch eine Illusion von einem Stadtbild, ohne dass Du Dich mit Details überforderst.
Ich zeichne außerdem auch noch ein paar Boote auf dem Wasser, damit der Übergang von Gebäude zur Spree nicht so langweilig aussieht.
Mein Bild zeichne ich auf einem Bogen Zeichenpapier im Format A4, aber um uns die einzelnen Bereiche anzuschauen, zoomen wir ein wenig in die Zeichnung hinein.
Je kleiner das Papierformat, desto schwieriger wird es Details sauber zu zeichnen. Das ist aber gar nicht schlimm, denn wir können sie nur andeuten und dennoch werden sie später in der Gesamtheit eine tolle Wirkung haben und die Illusion vieler komplexer Details erzeugen. Dies liegt Wahrnehmungsgesetzen zugrunde, bei denen das menschliche Gehirn Linien, Punkte und Flächen zu bekannten Formen und Objekten zusammenfügt, obwohl diese gar nicht vollständig gezeichnet sind.
Obwohl ich schon sehr oft die Oberbaumbrücke überquert habe, war ich mir nie den zahlreichen Details bewusst, die sich auf der Brücke befinden. Und das sind wirklich eine ganze Menge!
Der Trick ist, die vielen Details zu vereinfachen. Anstelle beispielsweise komplexe Muster zu zeichnen, deute ich diese nur mit Kreisen oder Strichen an. An anderen Stellen versuche ich (wenn mir möglich) die Details präziser zu zeichnen. Dieser Wechsel aus Details und Andeutungen erzeugt eine Illusion von vielen Details, ohne dass ich diese alle zeichnen muss.
Ich entschied mich, die U-Bahn der BVG als einziges Element im Bild farbig zu gestalten. Dafür nutze ich einen gelben Buntstift, der sich gut von den grauen Bleistiftlinien abhebt.
Falls in Deiner Zeichnung der Stadt kein Wasser vorhanden ist, dann überspringe diesen Teil gerne.
Es ist nicht schwer, die Spiegelung der Gebäude auf dem Wasser zu zeichnen. Du musst lediglich jedes Gebäude spiegelverkehrt auf das Wasser übertragen und diese dabei nur mit leicht gewellten Linien andeuten.
Achte dabei darauf, dass die Spiegelung dort anfängt, wo das Gebäude oder Objekt am Wasser angrenzt. Wir können nicht einfach irgendwo eine Linie ziehen und dort alles spiegeln, denn das würde nicht realistisch aussehen.
Ich nutzte für die Reflexion ein Geodreieck. Schiebt man die Null dort hin, wo das Objekt auf das Wasser trifft, so kann man ganz einfach die Länge der einen Seite ablesen und auf die andere übertragen.
Aktuell ist die Zeichnung sehr unausgewogen: All die Gebäude befinden sich in der Mitte und die Reflexionen auf dem Wasser fügten zusätzliches Gewicht zum unteren Bereich hinzu. Es fehlt ein Himmel, denn ohne wirkt die Zeichnung nicht fertig.
Ich entscheide mich für ein paar langgezogene Wolken, denn diese reichen bereits aus eine Balance herzustellen. Gleichzeitig überladen sie die Zeichnung aber auch nicht.